Gesamthandwerk in Niedersachsen schließt Jahr 2018 erfolgreich ab
– Fachkräftemangel und Bürokratie bleiben die größten Herausforderungen –
„Nach Einschätzungen der Betriebe wird das Konjunkturhoch im Handwerk bis zum Jahresende anhalten. Mehr als 90 Prozent der Betriebe in Niedersachsen rechnen gemäß der jüngsten Konjunkturumfrage für die Wintermonate mit einer konstanten, in Teilen sogar noch besseren Geschäftslage gegenüber dem Herbstquartal. Damit werden wir das Jahr 2018 gemäß den Erwartungen positiv abschließen", stellt Dr. Hildegard Sander, Hauptgeschäftsführerin der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) zufrieden fest. Gemäß den internen Prognosen zu Jahresbeginn werden bis Jahresende 2018 voraussichtlich 540.000 Beschäftigte im Handwerk einen Umsatz in Höhe von 56 Mrd. € erwirtschaften.
Der Geschäftsklimaindikator im Herbst erreichte das dritte Jahr in Folge eine neue Höchstmarke. Mehr als 60 Prozent der fast 2.000 befragten Betriebe hatten im Herbst 2018 eine gute Geschäftslage gemeldet – so viele wie niemals zuvor. Besonders deutlich verbesserte sich die Investitionsbereitschaft in den Betrieben, was auch weiterhin auf eine hohe Zuversicht hinweist. Allerdings meldeten 43 Prozent der Betriebe offene Stellen. „Der Fachkräfteengpass zeigt sich hiermit sehr deutlich", betont Sander kritisch.
Die Konjunkturdaten mit Blick auf einzelne Handwerksgruppen im Detail:
- Das Ausbauhandwerk führt mit dem historisch hohen Wert von 140 Indexpunkten die Konjunktur an und treibt somit maßgeblich den Anstieg des Geschäftsklimaindex weiter voran. Angesichts des starken Mangels an Wohnraum und den Vorhaben der Politik, verstärkt bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen, sind die Aussichten in der Branche auch weiterhin sehr positiv.
- Als deutlicher Konjunkturgewinner mit einem Anstieg um 19 Indexpunkte sticht jedoch das Gesundheitshandwerk, zu denen u.a. die Augenoptiker, Hörakustiker, die Orthopädietechniker oder auch die Zahntechniker zählen, hervor. Die durchschnittliche Auslastung der bestehenden Kapazitäten stieg um 2,6 Prozentpunkte auf 75 Prozent. Die Nachfrage nach Leistungen der Gesundheitshandwerke zeigt sich damit sehr dynamisch.
- Einen Dämpfer mit einem Rückgang um 16 Punkte auf 116 Punkte im Geschäftsklimaindex verzeichnete im Herbst das Lebensmittelhandwerk, welches sich mit einem Wert deutlich über 100 Indexpunkte aber weiterhin auf einem konjunkturbedingt zufriedenstellenden Niveau bewegt.
Der Nahrungsmittelmarkt ist stark umkämpft. Discounter drängen mit hoher Intensität in den Markt für Backwaren und Fleischprodukte. Das Lebensmittelhandwerk setzt verstärkt auf das steigende Qualitätsbewusstsein vieler Verbraucher.
Auch wenn die wirtschaftliche Bilanz des Jahres 2018 durchweg positiv ist, so war das ausklingende Jahr auch von zusätzlichen Herausforderungen – insbesondere für kleine und mittlere Betriebe – gekennzeichnet. Neben der großen Verunsicherung der Betriebe durch die nicht enden wollende Diskussion in Bezug auf mögliche Dieselfahrverbote, sahen sich die Betriebe in Niedersachsen mit der sperrigen Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) konfrontiert.
„Komplexe bürokratische Anforderungen an die Betriebe nehmen zu und verlangen den Betrieben und den Mitarbeitenden viel ab. Neben der Bewältigung des Fachkräftemangels braucht es verstärkte gemeinsame Anstrengungen auf Landesebene beim Bürokratieabbau, z.B. durch den Aufbau einer wirksamen „Clearingstelle für Bürokratieabbau". „Vorgaben, Auflagen und Dokumentationspflichten dürfen nicht zum Bremsklotz der wirtschaftlichen Entwicklung werden. Auch bei berechtigten Anliegen ist Augenmaß bei der EU, beim Bund und den Ländern mit Blick auf kleine und mittlere Unternehmen wichtig", mahnt Sander. „Mit den aktuellen Plänen zur Ausweitung der Tachographenpflicht und der Maut sind neue bürokratische Frustpotentiale verbunden", befürchtet Sander.
Den ausführlichen Konjunkturbericht zum Herbstquartal 2018 sowie zu den einzelnen Konjunkturindikatoren finden Sie unter folgendem Link: https://www.handwerk-lhn.de/Home/de/Daten_Zahlen/Konjunktur/Konjunktur.php
Hannover, 20. Dezember 2018