90 Prozent der Handwerksbetriebe mit ihren Auszubildenden zufrieden

Top Perspektiven für qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker

„Die Perspektiven für Schulabgänger und -abgängerinnen mit einer Ausbildung im Handwerk sind top", mit diesen Worten begrüßt Karl-Wilhelm Steinmann, Vorsit-zender der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) im Rahmen der Pressekonferenz in Hannover die Medienvertreter. „Diese jungen Menschen müssen sich wenig Sorgen um ihre Zukunft machen. Qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker werden ein zunehmend wachsender Engpass am Arbeitsmarkt."

Die repräsentative Umfrage unter den niedersächsischen Handwerksbetrieben erfolgte von Anfang bis Ende August 2019. Über 2.100 Betriebe beteiligten sich.

Auf die Frage: „Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Auszubildenden?" antworteten 23 Prozent der Betriebe mit „sehr zufrieden", 66 Prozent mit „zufrieden". Nur 11 Prozent zeigten sich „unzufrieden".

Schaut man auf die „sehr zufriedenen" Betriebe, so wird deutlich: Die Betriebe schätzen an ihren Auszubildenden „Zuverlässigkeit", „Interesse und Aufgeschlossenheit", „Motivation und Teamfähigkeit" sowie „Disziplin und Umgangsformen". Diese Social-Skills spielen für Ausbildungsbetriebe eine konstant wichtige Rolle. Bei den weniger zufriedenen Rückmeldungen werden vor allem Mängel bei den „elementaren Rechenfertigkeiten" sowie bei dem „mündlichen und schriftlichen Ausdrucksvermögen" angeführt. An dieser Stelle sind vor allem die Elternhäuser und Schulen gefordert, Wert auf eine gute Grundbildung zu legen. Aus der Umfrage im letzten Jahr ist jedoch bekannt, dass inzwischen viele Betriebe ihre schwächeren Auszubildenden mit Nachhilfe und Schulmaterialien unterstützen.

Ein besonderes Augenmerk haben die niedersächsischen Handwerksbetriebe auf die schulische Berufsorientierung. Zwei Drittel nehmen an Berufsorientierungsmaßnahmen der Schulen teil. 95 Prozent der befragten Betriebe gaben zudem an, Schülerpraktika anzubieten. Für die Betriebe bietet dies die Möglichkeit, sich den Schülerinnen und Schülern zu präsentieren und Vorbehalte gegenüber dem Handwerk abzubauen.

Schulische Leistungen sind im Handwerk jedoch nicht allein ausbildungsent-scheidend. Auf die Frage: „Wie wichtig sind Ihnen die Schulabschlussnoten oder der Schulabschluss?", antworteten 35 Prozent „wichtig", 61 Prozent „weniger wichtig" und knapp 4 Prozent „überhaupt nicht wichtig". Dieses zeigt, dass im Handwerk grundsätzlich alle Jugendlichen eine Chance haben - auch junge Menschen mit schulischen Schwierigkeiten. Ihre Talente, persönlichen Stärken und ihre Begeisterung können sich im Handwerk vielfach besonders gut entwickeln. Positiv wirkt sich dabei das in vielen Betrieben vorherrschende, äußerst familiäre Betriebsklima aus. Außerdem erkennen diese jungen Menschen häufig nach jahrelangen schulischen Misserfolgen, dass sie etwas leisten können und sogar Anerkennung dafür erhalten.

Bereits seit einigen Jahren steigt allerdings auch der Anteil der Abiturienten im Handwerk kontinuierlich an. Heute absolvieren 12,3 Prozent der Auszubildenden mit Abitur ihre Ausbildung im Handwerk. Sie schätzen die Ausbildung als gute Basis für den beruflichen Einstieg. Besonders viele Abiturienten sind unter den Kraftfahrzeugmechatronikern, den Tischlern, den Elektronikern für Energie- und Gebäudetechnik oder auch den Gesundheitshandwerken, d.h. den Zahntechnikern und Augenoptikern zu finden. Dabei sind noch viele Betriebe zögerlich bei der direkten Ansprache von Abiturientinnen und Abiturienten. Nur 6 Prozent sprechen diese Schülergruppe direkt an. Dabei bietet der Weg nach der Ausbildung für die jungen Fachkräfte exzellente Perspektiven.

„So besteht die Möglichkeit, mit der Meisterprüfung betrieblich aufzusteigen und sogar später einen eigenen Betrieb zu gründen oder zu übernehmen", betont Steinmann. Er macht deutlich, dass junge Menschen auf die handwerkliche Aus- und Fortbildung für ihre berufliche Zukunft bauen können. Für viele ist sie ein Garant für den sozialen Aufstieg".

Doch das Handwerk braucht die Unterstützung des Landes und auch der Gesellschaft, um die Attraktivität und die Qualität der Dualen Berufsausbildung zu erhalten und zu steigern. „Der zur Berufsorientierung ergangene Erlass des Kultusministeriums, den wir seinerzeit begrüßt haben, ist mit Leben zu füllen. Dies gilt insbesondere für die verbindliche Berufsorientierung in der gymnasialen Oberstufe.", forderte Hildegard Sander, Hauptgeschäftsführerin der Landesvertretung der Handwerkskammer Niedersachsen. „Authentische Berufsorientierungsformate, wie etwa der Ausbildungsbotschafter, die in den Kammern zum Teil als geförderte Projekte bereits eingesetzt werden, müssen durch das Land unterstützt werden", ergänzt Karl-Wilhelm Steinmann. „Gleichzeitig müssen Schulen mit Betrie-ben vor Ort stärker in Kontakt gebracht werden, damit über Betriebspraktika mehr Einblicke in die tatsächliche Betriebswirklichkeit gegeben werden können", hebt Dr. Tobias Roeder, Bildungsreferent der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen, besonders hervor.

Hannover, 9. September 2019