Spracherwerb und Sprachvermittlung sind das A und O der Integration

vorschnelle Einstellung von Sprachförderungsprogrammen ist ein fataler Fehler

„Das Beenden dieses Schulversuchs, kann nur Kopfschütteln auslösen", so Manfred Kurmann, Vorsitzender des LHN-Bildungsausschusses, am 26. Februar in Hannover.

Es ist allen Akteuren in der beruflichen Bildung und besonders im Handwerk klar, dass eine perspektivische und gelungene Integration nur über einen ausreichenden Erwerb von Sprache möglich ist. Die Anforderungen einer handwerklichen Ausbil-dung können ohne hinreichende Kenntnisse der deutschen Sprache nicht gemeis-tert werden. Sowohl im Berufsschulunterricht als auch im betrieblichen Alltag zeigt sich dies immer wieder.

Die Entscheidung der Landesregierung, die erfolgreiche Sprachförderung über Sprint- und Sprint dual Klassen mit den Berufsschulen nicht fortsetzen zu wollen, ist das denkbar schlechteste Signal. Dieses Signal wirkt besonders negativ in Richtung derjenigen Akteure, Institutionen und Wirtschaftsbereiche, die sich von Anfang an bewusst für ein Engagement in der Flüchtlingsintegration entschieden haben. Das niedersächsische Handwerk und die Berufsschulen gehören dazu.

„Es kann doch nicht an den Entscheidungsträgern in der Landesregierung vorbei-gegangen sein, dass ohne die vielen jungen Geflüchteten die Fachkräfteproblema-tik unserer Betriebe noch größer wäre", so Manfred Kurmann weiter. Aufgrund der Eintragungszahlen der neu abgeschlossenen Lehrverträge hätte das niedersächsi-sche Handwerk ohne die Auszubildenden aus den bekannten Herkunftsländern eine Lücke von annähernd 10%. Dass es dazu (noch) nicht gekommen ist, dazu hat das Sprint- und Sprint-dual-Programm in Niedersachsen maßgeblich beigetragen. Bei-de Programme geben den Berufsschulen und dem Handwerk einzigartige, flexible Möglichkeiten der Sprachvermittlung und Integrationsarbeit. Nirgends sonst ist der Lehrkräfteeinsatz einfacher geregelt und die Gestaltung insgesamt leichter. Den Wegfall von Sprint- und Sprint-Dual können Regelangebote der Schulen nicht kompensieren – auch wenn dies beabsichtigt ist. Vielmehr muss aus den Pro-grammen die Regel werden. Eine alleinige Sprachförderung – im Kontext der Aus-bildung – ist schlicht nicht möglich.

Andere Landesprojekte mit Handwerksbeteiligung wie etwa „IHAFA" oder das durch den Bund geförderte Projekt „Willkommenslotse" sind Best-practice Beispiele. Hier wird mehr als deutlich gezeigt, wie wichtig und richtig die ausreichende Vermittlung von Sprache ist, um eine Ausbildung im Dualen System durchlaufen zu können. Gerade mit diesen Projekten nutzt das Handwerk alle Möglichkeiten, Fachkräfte aus dem Kreis der Geflüchteten zu rekrutieren und gleichzeitig einen nicht ganz unerheblichen Beitrag zur Integration zu leisten.

Insbesondere mit Blick auf die aktuelle Berichterstattung und neuste Studien er-scheint die Entscheidung des Landes kaum nachvollziehbar. Es gibt zu wenig Fachkräfte! Das ist allgemein bekannt. Laut neuester Bertelsmann-Studien braucht der deutsche Arbeitsmarkt jedes Jahr mindestens 260.000 Zuwanderer: Nicht-EU-Staaten gewinnen hierbei an Bedeutung. 2060 werden in Deutschland nur noch 31 Millionen Beschäftigte zur Verfügung stehen!

Aus diesem Grund treten wir ausdrücklich für sinnvolle Instrumente auf politischer Ebene ein. Der Vorsitzende des LHN-Bildungsausschusses, Präsident Kurmann, forderte daher ausdrücklich: „Eine Fortführung des Schulversuchs Sprint- und Sprint-Dual oder vergleichbare Angebote dürfen kein Versuch bleiben. Sie sind pure Notwendigkeit und werden es noch für eine lange Zeit bleiben. Das Problem ist nicht gelöst und die Herausforderungen sind nicht gemeistert."

Hannover, 26. Februar 2019