Corona bremst Handwerk: Nachhaltiges Konjunkturpaket jetzt aufsetzen!

- Arbeits- und Ausbildungsplätze sowie Wirtschaftskraft vor Ort sichern -

„Es zeigt sich ein deutliches Bild“, betont Karl-Wilhelm Steinmann, Vorsitzender der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen. „Die Folgen der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen sind im niedersächsischen Handwerk nicht folgenlos geblieben.“ Mehr als 1.100 Betriebe haben nach Einsetzen der Krise an der jährlichen Konjunkturumfrage des Handwerks zum ersten Quartal 2020 teilgenommen. Lag der Geschäftsklimaindikator noch im Vorjahresquartal bei 137 Punkten, so sank er mit Einsetzen der Krise um mehr als 40 Indexpunkte auf nunmehr 95.

Der Anteil der Betriebe mit rückläufigen Umsätzen stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 28 Prozentpunkte auf nun 37 % an. Bei den Aufträgen zeigt sich in den Betrieben eine ähnliche Entwicklung – 36 % der Betriebe melden einen Rückgang bei den Auftragseingängen.

„Die Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivitäten, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu vermeiden, erfolgte zu einem Zeitpunkt, in dem das Handwerk in Niedersachsen gut ausgelastet war“, stellt Steinmann heraus. Die Auftragsreichweite liegt bei den Betrieben zum Zeitpunkt der Umfrage weiterhin bei durchschnittlich 9 Wochen (Vergleich Vorjahresquartal: 11 Wochen). „Um die wirtschaftliche Gesamtlage zu stützen, ist es jetzt wichtig, die Auftragslage zu stabilisieren. Die öffentliche Hand darf keinesfalls jetzt Aufträge verschieben oder stornieren, da dann die Krise sich mit einer deutlichen Verschärfung im Herbst zeigen wird. Vielmehr muss auf Bundes-, Landes- und auf kommunaler Ebene in die Infrastruktur, d.h. in Straßen, in Brücken, in Breitbandausbau sowie in Schulen, in Kindergärten, in den Wohnungsbau und zur Anbindung der ländlichen Räume auch in den öffentlichen Personennahverkehr investiert werden. Energetische Sanierungsmaßnahmen und die Förderung derselben müssen dabei ebenfalls aktiv vorangetrieben und insgesamt die wirtschaftliche Abwärtsspirale abgewendet werden“, appelliert Steinmann. „Konjunkturpakete dieser Art haben sich bereits nach der Finanzkrise als wirksam und nachhaltig erwiesen.“

Das konjunkturelle Erwartungsbarometer für das anstehende Quartal ist - wie zu erwarten - deutlich abgekühlt, zeigt aber auch Raum für Optimismus. Weiterhin rechnet mehr als jeder zweite Betrieb mit einer stabilen Entwicklung. Dabei zeichnet sich durch die Branchen ein sehr unterschiedliches Bild. Während im Bauhaupthandwerk fast 68 % (Vorjahresquartal: 96 %) der Betriebe mit einer unverändert guten Konjunktur rechnen, entwickeln sich die Erwartungen in den stärker durch den Shutdown betroffenen Handwerksgruppen deutlich gedämpfter. Im Lebensmittelhandwerk gehen nur noch 36 % (Vorjahresquartal: 93 %) und im Gesundheitshandwerk 34 % (Vorjahresquartal: 92 %) von einer stabilen Entwicklung aus.

Eine Gesamtübersicht zu den erforderlichen wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie hat das niedersächsische Handwerk in einem Positionspapier zusammengefasst. Das Papier finden Sie unter folgendem Link.

Hintergrund

Um einer weiteren raschen Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken, erfolgte mit dem 22. März 2020 ein umfassender Shutdown des öffentlichen Lebens. In den folgenden Wochen haben zahlreiche Handwerksunternehmen unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln ihren wichtigen Beitrag z.B. für die Sicherstellung der Versorgung vor Ort, für die Wartung und Instandhaltung öffentlicher und privater Infrastrukturen sowie für die Aufrechterhaltung hygienischer Standards im Bereich des Gesundheitswesens geleistet. Gerade in Krisenzeiten beweist sich das Handwerk als ein zentraler Stabilisator und als verlässlicher Partner, da das Handwerk durch seine kleinbetrieblichen und dezentralen Strukturen Arbeitsplätze und Einkommen flächendeckend in Niedersachsen - insbesondere auch in den ländlichen Räumen vor Ort - sichert.


Hannover, 12. Mai 2020