Kultusminister Tonne führt Jahresabschlussgespräch mit Spitzenvertretern der Beschäftigten im Handwerk
Lob, Herausforderungen und Wünsche brachten die Gesellenvizepräidenten der niedersächsischen Handwerkskammern dem Minister mit
Es ist mittlerweile gute Tradition, dass die Gesellenvizepräsidenten*in der niedersächsischen Handwerkskammern mit dem Kultusminister Tonne ein Jahresabschlussgespräch führen. „Wir nutzen diese Gelegenheit gern, um deutlich zu machen, wie wir die Bildungspolitik für das Handwerk bewerten. Der Austausch ist wichtig, denn die berufliche Bildung braucht höchste Aufmerksamkeit – gerade aktuell", betont Hartmut Kahmann, Arbeitnehmervertreter im Präsidium der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) und Gesellenvizepräsident der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen.
Zu den zentralen Themen zählten: Die Corona-Auswirkungen für das Duale Bildungswesen, die zu verstärkenden Digitalisierungsmaßnahmen in der Ausbildung, die Attraktivitätssteigerung der Mobilität von Auszubildenden, der Aktionsplan Duale Ausbildung des Landes, für den Minister Tonne großes Lob erhielt. Nach Einschätzung der Spitzenvertreter ist es gerade auch in Zeiten von Corona und den aktuellen Herausforderungen von besonderer Bedeutung, dass die grundsätzlichen Themen der Fachkräftesicherung und der Fachkräftegewinnung im Vordergrund stehen. Der Mangel an qualifizierten Handwerkerinnen und Handwerkern wird auch nach Corona hoch sein!
So wurden Projektförderungen im Bereich der Digitalisierung der Berufsschulen mit dem Minister angesprochen. Im Rahmen des Masterplan Digitalisierung konnten im Bereich der Bildungsprojekte drei Förderprojekte bis Ende November durch die Schulen beantragt werden. Alle drei Projektlinien; Mensch-Roboter-Kollaboration – Robonatives, Additive Fertigung – 3D-Druck in der Schule sowie Digitales Lernen 4.0 – Distanzlernen/BBS wurden durch die niedersächsischen Schulen gut angenommen und waren bei Fristende durchweg überzeichnet. Insbesondere der berufsschulische Bereich zeigte sich herbei besonders aktiv. „Das freut uns natürlich sehr, zeigt es doch, wie interessiert und technisch anspruchsvoll eine Duale Ausbildung im Handwerk ist. Auch das Thema des Distanzlernens ist für uns natürlich sehr wichtig, denn hiermit können auch in Flächenregionen Berufsschulklassen zusammengebracht werden", betont Stephanie Wlodarski, Gesellenvizepräsidentin der Handwerkskammer Hannover. Mit allen drei Projekten können voraussichtlich alle Mittel des Masterplan Digitalisierung gebunden werden.
Auch die Mobilität von Auszubildenden und damit die grundsätzliche Frage der Attraktivitätssteigerung einer Dualen Ausbildung wurde durch die Arbeitnehmervertreter*in angesprochen. Hierfür zeigte sich der Minister offen. Es ist entscheidend, dass die Wahrnehmung der Dualen Ausbildung in der gesellschaftlichen Wertschätzung gesteigert wird. Hierzu kann eine gleiche Behandlung mit Studierenden – wie etwa bei der Schaffung eines niedersachsenweit geltenden AzubiTickets für den ÖPNV einen wertvollen Beitrag leisten. Das Thema wird perspektivisch jedenfalls eines der wichtigsten für das Handwerk in Niedersachsen sein und bleiben. „Das Mobilität heute für junge Leute ein überragend wichtiges Thema ist, haben wir Herrn Minister Tonne gegenüber ebenfalls sehr deutlich gemacht und uns über das dahingehende Bewusstsein auf Seiten des Ministers gefreut. Die Erreichbarkeit der Ausbildungsorte kann das Zünglein an der Waage sein, sich für oder gegen eine Ausbildung zu entscheiden", betont Lutz Scholz, Arbeitnehmervertreter der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade.
Ebenfalls kam der „Aktionsplan Duale Ausbildung" des Ministers zur Sprache, der als direkte Reaktion auf die Coronafolgen auf die Duale Ausbildung in Niedersachsen abzielte. Dieser wurde durch die Handwerkskammern ausdrücklich begrüßt. Besondere Erwähnung fand die direkte Entlastung der Ausbildungsbetriebe von Kosten für die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU). Hier verdoppelt das Land im Rahmen des Aktionsplans seinen bisherigen Beitrag. Dies ist ein richtiges und wichtiges Signal der Wertschätzung, was auch für die weiteren Förderungen der Ausbildungsleistung in Niedersachsen betrifft. „Hier dürfen wir aber nicht aufhören, denn es muss auch perspektivisch eine echte Entlastung der Ausbildungsbetriebe im Rahmen der ÜLU erfolgen und die sog. echte Drittelfinanzierung mit einer entsprechenden Aufteilung zwischen Bund, Ländern und Handwerk erfolgen. Dies ist aufgrund veralteter Ansätze und weiteren nötigen Anpassung stark aus dem Gleichgewicht geraten. Hieran arbeiten wir auf Kammerebene ebenfalls intensiv", macht Dr. Tobias Roeder, Bildungsreferent der LHN, klar.
Hannover, 23. Dezember 2020