Energiekrise führt zu deutlichem Stimmungseinbruch im Herbst 2022

- Niedersächsisches Handwerk begrüßt Entlastungssignale -

„Die Energiekrise und die damit verbundenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen verunsichern viele niedersächsische Handwerksbetriebe", erklärt Eckhard Stein, Vorsitzender der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen e.V. (LHN). „Der angekündigte Rettungsschirm darf speziell die energieintensiven Handwerksbetriebe jetzt nicht im Regen stehen lassen!", fordert der Spitzenvertreter. „Mit der angekündigten Abschlagszahlung für Dezember und der Forderung der Gaspreis- und Strompreisbremse ab dem 1.1.2023 hat die Ministerpräsidentenrunde in Hannover die richtigen politischen Signale gesetzt. Entsprechende Entscheidungen müssen jetzt schnell folgen!"

Bis in den Herbst hinein hat der Großteil der Betriebe die gegenwärtigen Herausforderungen gemeistert. So gaben 87 Prozent der 3.125 antwortenden Betriebe speziell für das dritte Quartal 2022 noch eine „gute" bzw. „befriedigende" Geschäftslage an. 14 Prozent beklagten aber bereits eine Verschlechterung ihres betrieblichen Geschäftsklimas, wobei speziell die energieintensiven Gewerke, wie die Bäcker-, Fleischer- oder auch Textilreinigungsbetriebe unter einem besonders hohen Druck stehen. Insgesamt hatten laut einer ZDH-Umfrage 80 Prozent aller Betriebe des niedersächsischen Handwerks aber bereits im September 2022 die Energiekostenproblematik als die größte gegenwärtige Herausforderung gemeldet. Seit Jahresbeginn sind die Energiekosten im Schnitt in den Handwerksbetrieben um fast 60 Prozent gestiegen.

„Für die kommenden Monate geht vor diesem Hintergrund mittlerweile jeder zweite Handwerksbetrieb in Niedersachsen von einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage aus. Der Geschäftsklimaindex sackte von 129 Punkten im Vorjahresquartal auf das historische Niveau von 88 Punkten ab. Die Stimmung gestaltet sich aktuell ähnlich schlecht wie in der Finanzkrise 2008/2009. Im Bauhandwerk sind viele Betriebe von Auftragsstornierungen betroffen, da sich viele Investorinnen und Investoren die Bauprojekte nicht mehr leisten können und durch den starken Anstieg der Bauzinsen verunsichert sind.

Der gegenwärtige wirtschaftliche Trend wird sich bei einer aktuellen Inflationsrate in Niedersachsen von mehr als 10 Prozent in den kommenden Monaten verschärfen. Die allgemeine Kaufzurückhaltung seitens der Kundinnen und Kunden steigt. Schon jetzt setzen die Betriebe verstärkt ihren Rotstift bei den Investitionsausgaben an und streichen ihre Zukunftsprojekte zusammen. Das Investitionsklima ist so schlecht wie in den letzten 10 Jahren nicht. Die Umsatz- und Auftragserwartungen stehen nun unter einem deutlich negativen Vorzeichen. In der Summe erwarten knapp 30 Prozent der befragten Handwerksbetriebe rückläufige Umsätze, fast 40 Prozent rechnen mit weniger Aufträgen.

„Die Unternehmen brauchen jetzt direkte und vor allem schnelle Unterstützung", fordert Stein. Deshalb sind u.a. folgende Maßnahmen dringend notwendig:

  1. Die Gas- und Strompreisbremsen müssen bereits im Januar 2023 greifen.
  2. Flankierende Härtefallhilfen und Unterstützungsmaßnahmen für besonders betroffene Betriebe müssen sich auch an kleine und mittlere Unternehmen richten und von der Bundes- bzw. Landesregierung zügig auf den Weg gebracht werden. Kleine und mittlere Unternehmen dürfen nicht außen vor bleiben.
  3. Die überbetrieblichen Bildungsstätten müssen mit Blick auf die gestiegenen Energiekosten eine entsprechende Kompensation erhalten, um die Ausbildungsbetriebe nicht auf diesem Wege verstärkt zu belasten. Die wichtigen Lernorte der beruflichen Bildung dürfen kein Nachsehen haben.

„Die niedersächsischen Handwerkbetriebe haben die letzten Monate angesichts der massiven Herausforderungen gut gemeistert", so Stein. „Das beweist die Robustheit und das unternehmerische Durchhaltevermögen unserer Betriebe. Trotzdem zeigt der deutliche Stimmungseinbruch für das kommende Quartal, dass dringend schnelle und unbürokratische Entlastungen notwendig sind. Wir fordern die Politik daher auf, mittelstandsgerechte und an die Bedürfnisse kleinerer und mittlerer Unternehmen angepasste Maßnahmen zu unterstützen!"

 

Hannover, 25. Oktober 2022