Jahresrück- und -ausblick 2022 im niedersächsischen Handwerk

Wahrnehmung für die Bedeutung des Handwerks wächst

„Für viele Handwerksbetriebe war das vergangene Jahr eine wirtschaftliche Achterbahnfahrt, die die Inhaberinnen und Inhaber sowie die Beschäftigten zwischen Corona und Krankheitsausfällen einerseits und den steigenden Energiepreisen und Lieferengpässen andererseits sehr gefordert hat," betont Dr. Hildegard Sander, Hauptgeschäftsführerin der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen e.V. Es ist jetzt aus diesem Grund zum Jahresende ein gutes Signal, dass das Land Niedersachsen mit der „Wirtschaftshilfe KMU Niedersachsen" auch die kleinen Betriebe in seinen Fokus genommen hat, nachdem sie im Rahmen des Energiekostendämpfungsprogramms auf Bundesebene weitgehend unberücksichtigt geblieben sind.

Das Jahr 2022 war aber nicht nur für viele Betriebe im Handwerk eine Herausforderung. Auch auf der Kundenseite gestaltete sich dieses Jahr nicht immer einfach. So war vielfach mehr Geduld als üblich erforderlich. Spezielle Engpässe auf Lieferseite haben beispielsweise zu Verzögerungen in der Abwicklung kleiner und auch größerer Aufträge geführt, die nicht von den Betrieben zu vertreten waren und trotzdem in den Arbeitsabläufen innerbetrieblich organisiert werden mussten. Daneben führten die stark gestiegenen Preise auf Kundenseite manches Mal zu Verdruss, der vielfach auch von den Betrieben selbst geteilt wurde. Preissprünge haben bereits durchkalkulierte Aufträge am Ende unwirtschaftlich gemacht, was zu Verschiebungen oder Auftragsstornierungen führte. Schlechtere Finanzierungsbedingungen bei gleichzeitig steigenden Baupreisen machten zudem privaten Bauauftraggebern vielfach die Umsetzung ihrer Eigenheimpläne schwer.

In der Novemberumfrage des ZDHs gaben unter den niedersächsischen Handwerksbetrieben 25 Prozent der Betriebe an, keine Möglichkeit zu haben, die Preise weiterzugeben, 73 Prozent konnten sie zumindest teilweise übertragen. Nur 2 Prozent der Betriebe waren in der Lage, die Preise voll an ihre Kunden weiterzureichen.

Für das Jahr 2023 ist zum jetzigen Zeitpunkt jede Prognose mit hohen Unsicherheiten behaftet. Doch eines ist gewiss: Der grundsätzliche Bedarf an handwerklichen Leistungen bleibt vor Ort weiterhin hoch. Dies betrifft die verschiedenen Bereiche der Lebensmittelversorgung, der Wasser-, Wärme- und Energieversorgung, der Gesundheit und Hygiene, der Mobilität, des Transports sowie der Kommunikation. Die Energie- und Klimawende wird – das ist auch den Fachleuten klar – zudem ohne das Handwerk nicht zu schaffen sein!

2022 waren insgesamt 85.000 weit überwiegend familiengeführte Handwerksbetriebe mit ihren knapp 540.000 Mitarbeitenden im Einsatz und hatten über 40.000 junge Menschen in Niedersachsen in der Ausbildung. Insgesamt werden sie bis zum Ende des Jahres um die 65 Milliarden Euro Umsatz erzielt haben. Das macht deutlich, wie wichtig das Handwerk für jede und jeden ist!

Hannover, 23. Dezember 2022