Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung stärker herausstellen - Sehr gute wirtschaftliche und berufliche Entwicklungsaussichten im Handwerk -

„Die wirtschaftlichen und beruflichen Entwicklungsaussichten im Handwerk in Niedersachsen sind ausgesprochen positiv“ betont Karl-Wilhelm Steinmann im Rahmen seiner ersten Pressekonferenz als neuer Vorsitzender der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen in Hannover. Im letzten Jahr erwirtschaften die über 83.000 Betriebe mit ihren mehr als 520.000 Beschäftigten einen Umsatz von knapp 52 Mrd. €. Die Zahl der Insolvenzen erreichte einen historischen Tiefstand. Bei hohen Auslastungsgraden der betrieblichen Kapazitäten und einer insgesamt guten Auftragslage werden qualifizierte Handwerker und Handwerkerinnen am Arbeitsmarkt zunehmend zu einem Engpass. Vor diesem Hintergrund werden im Jahr 2016 bei allenfalls stabilen Beschäftigtenzahlen von Konjunkturexperten der Handwerkskammern Umsatzzuwächse in Höhe von 1,6 % erwartet.

Dabei sind die beruflichen Entwicklungsperspektiven für junge Menschen auch im Vergleich zur akademischen Laufbahn absolut positiv. Gemäß einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft „Karrierefaktor berufliche Fortbildung“ verdienen fast 30 % der Meister und Techniker mehr als ein durchschnittlicher Akademiker. Gut ein Viertel der Akademiker verdient weniger als ein durchschnittlicher Meister oder Techniker. „Nicht zuletzt unter Berücksichtigung der hohen Zahl an Studienabbrüchen ist für viele jungen Menschen das Studium nicht der Königsweg“, betont Steinmann. „Der berufliche Bildungsweg bietet viele Chancen!“

Positiv bewertet Steinmann auch, dass sich die Ausbildungsbetriebe vor dem Hintergrund des starken Wettbewerbs immer früher um den Ausbildungsnachwuchs bemühen. So konnten bis Ende Juli 11.200 neue Lehrverträge abgeschlossen werden. Das sind 7,1 % mehr als zum Vergleichszeitraum des Vorjahres. Steinmann appelliert an die handwerklichen Ausbildungsbetriebe sich aktiv und auch früh in den Wettbewerb um die guten Köpfe einzubringen, denn die Gesamtausbildungsbilanz wird am Ende des Jahres gezogen!“

Sehr kritisch stuft Steinmann die Verschärfung der Wohnimmobilienkreditvergabe ein. „Immobilien sind eine wichtige Sicherheit. Allein die Bonität eines Antragsstellers bei einer Kreditentscheidung heranzuziehen, stellt ein bewährtes Verfahren in Frage und führt dazu, dass sich viele Menschen ihren Traum vom Eigenheim oder auch von Modernisierungsvorhaben nicht erfüllen können! Interne Schätzungen gehen aufgrund der ersten Meldungen zu den Rückgängen bei der Vergabe von Hypothekenkrediten, davon aus, dass  - sehr vorsichtig geschätzt  - mehr als 4.000 Bauvorhaben nicht realisiert werden können. Wahrscheinlich liegt die Zahl noch deutlich höher!“

Eine Absage erteilt Steinmann auch allen Plänen zu einer weiteren Anhebung der Grunderwerbssteuer. Der Steuerwettlauf der Bundesländer darf sich nicht weiter fortsetzen. Allein in Niedersachsen hat sich das Steueraufkommen in den letzten 10 Jahren von 387 Mio. auf 824 Mio. € erhöht. „Das muss reichen! Die Grunderwerbssteuer darf nicht zum nächsten Bremsklotz im Wohnungsbau werden.“

Schließlich zeigt sich der Handwerksvertreter unzufrieden mit den Entwicklungen im Kommunalverfassungs- und abgabengesetz. „Weder eine Ausdehnung privatwirtschaftlicher Aktivitäten der Kommunen, noch ein zweite Gewerbesteuer, die als Tourismusabgabe viele Handwerksbetriebe doppelt belastet, sind wirtschaftpolitisch klug. Steinmann fordert das Land auf, von diesen Vorhaben Abstand zu nehmen. Mit Blick auf die Diskussion um Fahrverbote und blaue Plaketten müssen zudem Verlässlichkeit und Planbarkeit sowie angemessene Übergangsfristen den Unternehmen zugesichert werden.“, fordert Steinmann.

Hannover, 9. August 2016