Politische Verlässlichkeit steht ganz oben auf dem handwerklichen Wunschzettel für 2025

„Mit 87.000 Handwerkbetrieben, über einer halben Million Beschäftigten und ca. 40.000 Auszubildenden ist und bleibt das Handwerk in Niedersachsen ein starkes Rückgrat der niedersächsischen Wirtschaft. Wir sind standortverbunden, denken generationenübergreifend und engagieren uns in den verschiedenen gesellschaftlich relevanten Gruppen vor Ort“, betont Eckhard Stein, Vorsitzender der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN e.V.). „Die Qualifizierung unseres Nachwuchses liegt uns als stärkster Ausbilder zudem ganz besonders am Herzen.“
Die Unzufriedenheit mit der Bundespolitik war im niedersächsischen Handwerk laut einer Umfrage schon zu Jahresanfang 2024 hoch. Von den knapp 1.500 betrieblichen Rückmeldungen zeigten sich über 90 Prozent unzufrieden. Die Betriebe des Handwerks wünschten sich schon zu diesem Zeitpunkt mehr zielführende, gemeinsame Entscheidungen von der Regierung, eine Konzentration auf die Verbesserung der wichtigen Rahmenbedingungen, keine übermäßige Befassung mit zu viel „Klein, Klein“, die frühe Einbindung von Fachexpertise sowie mehr Verlässlichkeit, höhere Planungssicherheit, weniger Bürokratie und mehr Geschwindigkeit.
Im Jahresverlauf 2024 zeigte sich die wirtschaftliche Lage des niedersächsischen Handwerks vergleichsweise robust. Bis in die zweite Jahreshälfte hinein meldeten 85 Prozent der Handwerksbetriebe eine gute bzw. befriedigende Geschäftslage. Der Erwartungsindex verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr in der zweiten Jahreshälfte, sodass der Geschäftsklimaindex im Jahresverlauf 2024 insgesamt leicht anstieg. Speziell Sorgen machen die Baubetriebe, die sich auf den Wohnungsbau ausgerichtet haben, der trotz eines hohen Bedarfs nicht in Schwung kommt. Auch die unternehmensnahen Dienstleister, die unmittelbar an der Industriekonjunktur hängen, erreichten den Branchenschnitt im Handwerk nicht.
Das Handwerk bleibt, so der Spitzenvertreter, hinter den wirtschaftlichen Möglichkeiten zurück. Viele Stellen konnten nicht mit qualifizierten Kräften besetzt werden. Zudem blieben viele Ausbildungsstellen offen. 35 Prozent der Ausbildungsbetriebe gingen zum Start des Ausbildungsjahres 2024 davon aus, dass sie bis zum Jahresende ihre Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen können. Das wird auch für die Zukunft Konsequenzen haben. „Die Auszubildenden, die jetzt fehlen, fehlen später als Gesellinnen und Gesellen oder Meisterinnen und Meister, d.h. auch als Unternehmerin oder Unternehmer“, zeigt sich der Spitzenvertreter des Handwerks besorgt. Gleichzeitig sind aber laut Bertelsmann Stiftung 2,9 Millionen junge Menschen, d.h. rein rechnerisch in Niedersachsen 290.000 junge Menschen ohne Ausbildungs- oder Studienabschluss. Das macht den hohen Handlungsbedarf deutlich.
Wichtig sind aus der Sicht des Handwerks gute Rahmenbedingungen für alle Wirtschaftsbereiche am Standort Deutschland, d.h. bezahlbare Energiekosten für alle, weniger bürokratische Vorgaben und stabile Sozialabgaben. Speziell die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme treffen das Handwerk überproportional hart, da das Handwerk mehr als doppelt so arbeitsintensiv beispielsweise im Vergleich zum produzierenden Gewerbe ist. Es erfährt an dieser Stelle keine gesonderte Entlastung. Vielmehr droht ein weiterer, spürbarer Anstieg speziell zu Lasten der arbeitsintensiven Wirtschaftsbereiche. Die rote Linie von 40 Prozent war bereits eine Grenzüberschreitung.
Die Wahlen auf Bundesebene bergen neue Chancen. Das Handwerk erwartet, dass eine neue Regierung den Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt stärkt und damit verlässliche Perspektiven für Unternehmerinnen und Unternehmer und ihren Beschäftigten schafft.
Hannover, 20. Dezember 2024