- Intensiver Austausch in guter Atmosphäre -
„Die Zeiten sind turbulent und trotz einer noch robusten Wirtschafslage ist die Stimmungslage im Handwerk schlecht,“ betont Eckhard Stein, Vorsitzender der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen e.V. (LHN) zu Beginn des traditionellen Kabinettsgesprächs zwischen Kammerspitzen und Landesregierung. Gerade vor diesem Hintergrund sei der unmittelbare persönliche Austausch von außerordentlicher Bedeutung und die Bandbreite der Themen zeige, dass der Gesprächsbedarf hoch sei. Dem stimmt Ministerpräsident Stephan Weil zu und betont nicht nur die wirtschaftliche, sondern auch die gesellschaftliche Bedeutung des Wirtschaftsbereiches Handwerk. Er habe große Wertschätzung für das Handwerk.
Großen Handlungsbedarf sieht das Handwerk vor allem beim Thema Bildung und Fachkräfte. Neben einer Fokussierung auf die Vermittlung von Kernkompetenzen, wie Lesen, Rechnen und Schreiben in den Grundschulen, müsse auch die berufliche Orientierung in den Schulen deutlich verbessert werden. Die Kammern betonen, dass zu viele junge Menschen weder einen Ausbildungs- noch einen Studienabschluss vorweisen könnten. Verpflichtender Werkunterricht zum Schulen der motorischen, haptischen und sensorischen Fähigkeiten sei deshalb ein genauso wichtiger Baustein, wie z.B. die Einführung einer Praktikumsprämie. Freude am handwerklichen Arbeiten lasse sich nur dann entwickeln, wenn man sie auch kennenlerne. Ministerin Hamburg werde – so ihre Zusage - das Handwerk sehr intensiv in die Weiterentwicklung der Berufsorientierung in den Schulen einbinden und begrüßt den Austausch des Handwerks u.a. mit dem Philologenverband. Auch die Verbesserung der Kernkompetenzen in den Grundschulen sieht Frau Ministerin Hamburg mit Blick auf die Erhöhung der Schulstunden in den entsprechenden Fächern auf einem guten Weg. Zudem sollen Schulnoten nicht abgeschafft, sondern ergänzende Bewertungen ermöglicht werden.
Von besonderer Bedeutung sei nach Einschätzung des Handwerks für die Stärkung der beruflichen Bildung auch die Sicherstellung der Finanzierung der überbetrieblichen Bildungsstätten mit 10 Millionen für die Investitionen und 12 Millionen für die überbetriebliche Unterweisung, d.h. die Lehrgänge. „Das Land hat sein Versprechen eingehalten für das Jahr 2024“, lobt die Handwerksvertretung, allerdings sei wichtig, dass auf eine angemessene Finanzierung auch in Zukunft gebaut werden könne. Laut Ministerpräsident Weil habe das Land die Finanzierung der Bildungsstätten in der mittelfristigen Haushaltsplanung berücksichtigt. Das zeige sehr deutlich, dass das Land diese wichtige Aufgabe sehe, bestätigt auch Finanzminister Heere.
Neben diesen akuten Themen fordert das Handwerk von der Landesregierung aber auch bei grundsätzlichen Themen, wie z.B. den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konkrete Schritte. Um junge Menschen zu motivieren, unternehmerisch tätig zu werden und auch bestehende Betriebe zu übernehmen, sind weitere Verbesserungen im unternehmerischen Umfeld erforderlich. Speziell beim Bürokratieabbau darf es keinen Rückschritt geben. „Die niedersächsische Clearingstelle als zentrale Stelle der Bürokratievermeidung muss konsequent und zwingend in die Vorhaben aller Ministerien eingebunden werden, um diese auf bürokratische Belastungen für KMU zu prüfen,“ fordert das Handwerk. Darin sind sich Handwerk und Wirtschaft insgesamt einig. Minister Olaf Lies betont, dass er die Weiterentwicklung der Clearingstelle gegebenenfalls in einer übergreifenden neuen Struktur vorantreiben werde. Ministerpräsident Weil ergänzt, dass sich das gesamte Kabinett Bürokratievermeidung und -abbau zur Grundsatzaufgabe gemacht habe. Das Handwerk könne dabei mit eigenen Vorschlägen unterstützen.
Im Anschluss an das Kabinettsgespräch werden weitere vertiefende Gespräche vereinbart.
Hannover, 21. Februar 2024